Das neue Designkonzept und der Beginn der Ära Dieter Rams
Die Ausgangsbasis für das neue Designkonzept bildete ein positives Bild des potentiellen Kunden: intelligent und unvoreingenommen, jemand, der unaufdringliche Produkte schätzt, die ihr oder ihm genügend Spielraum für eigene Entwicklung lassen.
Nach einer bahnbrechenden Rede des Designers Wilhelm Wagenfeld über Industriedesign und die Verantwortung des Unternehmers, fühlte sich Erwin Braun in seinen Plänen so bestätigt, dass er Wagenfeld auf der Stelle mit einer Designaufgabe beauftragte.
Auf der Suche nach weiteren Designern entdeckte Braun Ende 1954 die noch junge „Hochschule für Gestaltung“ in Ulm, die sich daran
machte die von den Nazis 1933 verbotene Arbeit der Bauhaus-Bewegung fortzuführen. Mit den beiden Dozenten Hans Gugelot und Otl Aicher hatte sich ein Team gefunden, das in die Designgeschichte eingehen sollte.
In nur acht Monaten schafften sie es, der ganzen Braun Produktfamilie – vom tragbaren Radio bis zur Musiktruhe – ein komplett neues Gesicht zu geben. 1955 fand die erste große Marktvorstellung auf der Elektronikausstellung in Düsseldorf statt. Der von Otl Aicher entwickelte Messestand signalisierte schon von Ferne, dass hier etwas revolutionär Neues präsentiert wurde.
Die Anstellung des 23 Jahre alten Dieter Rams, gleichfalls 1955, hatte weitreichende Folgen. Rams begann als Innengestalter und wurde schon bald zur zentralen Figur der Braun Designabteilung. Geführt von Fritz Eichler begann diese mit Hilfe von freischaffenden Designern 1956 ihre Arbeit. Schrittweise wurden nicht nur alle Produkte neu gestaltet, sondern auch alle Kommunikationsmittel – vom Briefpapier über die Bedienungsanleitungen bis hin zur Werbung. Damit entstand für Braun eine Corporate Identity, lange bevor dieser Begriff überhaupt geprägt wurde.
Entwicklung über Jahrzehnte
Das neue Designkonzept, das Dieter Rams und das Braun Designteam umgesetzt hatte, wurde schnell berühmt. Bereits Ende der 50iger wurden Braun Produkte für renommierte Dauerausstellungen ausgewählt, z.B. für das MoMA in New York. Während dieser Zeit führte Braun sein Designkonzept bei Radios, Plattenspielern und kombinerten HiFi-Geräten fort. Angeführt von dem berühmten „sixtant“ entwickelten sich mit Beginn der 60iger Jahre aber auch Rasierer zu einem Kerngeschäft; ebenso Haushaltsgeräte wie Küchenmaschinen und Entsafter, die im neuen Design zu Ende der 50iger Jahre vorgestellt wurden und in den 60igern internationale Märkte erschlossen.
In den 70iger und 80iger Jahren entstanden zusätzliche Produktsegmente, die neue Anforderungen an das Designteam stellten. Tragbare Haartrockner wurden in den 70igern entwickelt, später auch Stylinggeräte. Diese Haarpflegeprodukte erforderten eine Gestaltung, die besonders auf Ergonomie und leichte Handhabung abzielte. Uhren und Taschenrechner, die erstmals in den 80igern aufkamen, setzten im Einklang mit innovativen Technologien neue Designstandards für Klarheit und Reduktion. Ende der 80iger Jahre beendete Braun sein Engagement im HiFi-Sektor mit einer letzten „Limited edition“, um sich danach mehr auf den lukrativeren Kleingeräte-Sektor zu konzentrieren, speziell Körperpflege- und Haushaltsgeräte. Rasierer wurden das größte Braun Produktsegment und sind es bis heute – dank Designinnovationen wie dem Zweikomponenten-Spritzguss, der mt weichen Noppen auf einer harten Gehäuseschale eine bessere Haptik erzielt.
In den 90iger Jahren entstanden zwei bedeutende Produktsegmente: elektrische Zahnpflege und kosmetische Haarentfernung. Eine einzigartige Partnerschaft zwischen Braun und Oral-B führte zur Entwicklung von elektrischen Zahnbürsten, die vom Braun Designteam gestaltet waren. Innerhalb von P&G ist diese Partnerschaft heute nach wie vor erfolgreich. Braun erwarb ebenso Silk-épil Epilierer und entwickelte diese zur international führenden Marke für Beautyprodukte für Frauen.
Heute konzentriert sich Braun auf vier Kernsegmente: „Herrenrasierer“ mit Braun Series Elektrorasierern, „Haarentfernung“ mit Silk-épil Epilierern, „Satin Hair“ mit Haarpflegegeräten und „Küche und Haushalt“ mit Multiquick Stabmixern und weiteren nützlichen Küchenhelfern. Die Unternehmenswerte basieren immer noch auf der Vision der Braun Brüder, Produkte mit Achtung für Mitarbeiter und Kunden zu entwickeln und dies mit Hilfe von Design als wesentlichem Werkzeug umzusetzen. Oder, wie Oliver Grabes – der Leiter des Braun Design – es ausdrückt: die Designphilosophie von Braun beruht auf ihrer reichen Vergangenheit und entwickelt sich aber stets weiter, um die Bedürfnisse der Kunden auch in Zukunft zu erfüllen.
(Quelle: Braun)
Lesen Sie dazu auch den ersten Teil von „Die Entwicklung des Braun Design“.
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